Selbstbiographie von Dekan a.D., Leopold Rothermel, 1959

Leopold Rothermel, geboren am 14. Juli 1875 in Östringen. Zum Priester geweiht am 4. Juli 1899 in St. Peter. Nach nahezu 50 Jahren wieder die erste Primiz in Ostringen, die von der ganzen Gemeinde mit Freuden mitgefeiert wurde.

Als Neupriester erhielt ich Anstellung bei Prälat Lender in Sasbach, in dessen Heimschule ich sechs Jahre studiert hatte. Es war mir eine große Freude, diesen Wohltäter, der wie so vielen Jungen auch mir ein billiges Studium ermöglicht hatte, Stütze seines Alters sein zu dürfen.

Hernach war ich fünf Jahre Kurat in Sulzbach bei Mosbach, das kurz zuvor als Filiale von Billigheim abgetrennt war. Hier galt es, die Seelsorge aufzubauen, eine Schwesternstation mit Krankenpflege wurde errichtet.

Im Frühjahr 1906 wurde mir die Pfarrei Pülfringen bei Walldürn mit Filiale Brehmen übertragen, die ich 20 Jahre betreute. Neben der ständigen Seelsorge konnte ich durch Unterrichtgeben eine Anzahl Jungen zu gehobenen Berufen führen, unter ihnen waren fünf Neupriester an den Altar getreten.

Im November 1926 wurde ich in der Pfarrei Königheim mit Filiale Dienstadt investiert. Neben Reparaturen an Kirche und Kapellen gelang es 1950/51 das St. Josefshaus als Altersheim zu bauen, das von Barmherzigen Schwestern geleitet wird. 1936 wurde ich zum Dekan des Kapitels Tauberbischofsheim ernannt. Ich übernahm damit auch die Leitung der Bezirkscaritas und ließ durch diese auf Schloß Gamburg ein Kindererholungsheim einrichten. Auf meine Initiative erfolgte 1946 die Gründung der Baugenossenschaft "Neue Heimat" Tauberbischofsheim, da 85 % der Heimatvertriebenen Katholiken waren, für welche Wohnraum geschaffen werden mußte. Meine freie Zeit verwendete ich zum Studium der Lokalgeschichte.

Es erschienen 1938 die Ortsgeschichte von Königheim, 1948 die von Pülfringen und zuletzt die von Ostringen. Mit Gottes Gnade konnte ich am 4. Juli 1959 das seltene Fest des diamantenen (60.) Priesterjubiläums feiern.

Ich schließe diese Selbstbiographie mit den Worten des hl. Paulus: "Glauben wir auch alles getan zu haben, so sind wir doch unnütze Knechte."