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Der Östringer Helmut Essert forscht nach historischen Überbleibseln

Östringen (psp). Der Stein ist verwittert, von Moos, Grünzeug und Walderdbeeren umgeben; aber die Inschrift ist deutlich lesbar: "Erbaut 1935". Darunter sind ein Hakenkreuz und die Buchstaben "LF" zu erkennen. Helmut Essert vermutet, "das könnten die Initialen des Steinmetzes sein, der diese Steintafel gefertigt hat“.
Der 7I-jährige Östringer' ist ausgebildeter, ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, Mitglied im Freundeskreis Heimatmuseum der Stadt und Spezialist  für römische Archäologie und Kleindenkmale wie Gemarkungssteine. Mit  geschultem Blick ist er viel draußen unterwegs und hat schon einige Funde  gemacht. Auf den Sandstein machten ihn Reinhold Schneider und Christian Blum aufmerksam, die ihn auf einer Wanderung im Herbstbüscherwald im Bereich Silzrosenberg fanden. Helmut Essert recherchierte und bekam schließlich vom früheren städtischen Vollzugsbeamten Robert Hammer den entscheidenden Tipp. Vermutlich weist die Sandsteintafel auf einen Waldweg hin, der 1935 vom Reichsarbeitsdienst (RAD) gebaut wurde. Seine weiteren Nachforschungen im Internet ergaben, dass diese Organisation zunächst junge Männer für ein halbes Jahr zum Arbeitsdienst "als Bestandteil der Wirtschaft und Teil der Erziehung im Nationalsozialismus" verpflichtete.
Der Denkmalpfleger fand heraus, dass im ersten Berichtsjahr des Reichsarbeitsdienstgesetzes, das am 26. Juni 1935 erlassen wurde, ,,56 000 Hektar Kulturland vor Hochwasser geschützt, 140000 Hektar nasses Kulturland entwässert, 25 000 Hektar Land durch Wege erschlossen, 1 400 Kilometer neue Feldwege und fast genauso viele Waldwege gebaut" wurden. Esserts Anfrage beim Landesdenkmalamt bestätigte mittlerweile, "dass wir nun ein weiteres Kleindenkmal in unserer Gemeinde haben".

                                                          

 ZEITZEUGNIS: Östringer Wegweiser. aus dem Jahr 1935. Foto: Essert