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Die Odenheimer Hohlwege – Funktionen

 

 

Odenheim nimmt mit 47 Hohlwegen eine herausragende Stellung unter den „Hohlweggemeinden“ im Kraichgau ein. Dies liegt zum einen an der Lage Odenheims, von Kraichgauhügeln umgeben, im tief eingeschnittenen Katzbachtal. Dazu kommt ein leicht erodierbarer Untergrund mit großflächiger Lössbedeckung oder, wo der Löss fehlt, Mergellagen aus den Schichten des Mittleren Keupers, welche eine Hohlwegentstehung erst ermöglichten. Der Blick auf den strahlenförmig auf Odenheim zulaufenden, einem Spinnennetz vergleichbaren, Wegestern, weist auch auf die ehemalig große Bedeutung Odenheims im Mittelalter als Kloster-, Ritterstifts-, und Amtssitz hin. So verbinden 10 alte Wege Odenheim mit den Nachbarorten, die alle in ihrem Verlauf Abschnitte mit Hohlwegen aufweisen.

Darunter waren auch weitergehende Verbindungen zu den regionalen Verwaltungs- und Amtssitzen. So verband die Eckhohle, als Beginn des Bruchsaler Wegs, Odenheim über die Kraichgauhügel hinweg mit dem Oberamt Bruchsal. Die Lange Hohl oder auch die Kelteracker- und Steinighohle waren über Michelfeld und Waldangelloch Verbindungswege nach Sinsheim. Auch die Hirschsprunghohle mit dem Zugang zur Hohen Straße, die von Stettfeld und Langenbrücken kommend über Michelfeld nach Sinsheim führt und der ein römischer Ursprung nachgesagt wird, könnte als ein überörtlicher Verbindungsweg entstanden sein. Es ist auffällig, dass die Ortsverbindungen Talwege vermeiden und lieber den beschwerlicheren Weg über die Hügel nehmen. Talwege waren damals noch größeren Unwegbarkeiten, wie Versumpfung oder Hochwasser, ausgesetzt. Das wussten auch die Römer. Sie führten deshalb Heerstraßen, Handels- und Versorgungswege gerne über die so genannten Hochstraßen. Die übrigen 31 Odenheimer Hohlwege dienten weitgehend der Gewannerschließung. Dass sich im Lauf der Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte viele Abschnitte, besonders an Steigungen zu Hohlwegen ausbildeten, war für eine fortschrittliche Verkehrsentwicklung sicher kein Vorteil. Zu eng, ohne genügend Platz zum Ausweichen, dunkel, witterungsanfällig, steil und deshalb beschwerlich, waren sie für Kutschen oder Fuhrwerke oft nur mit Mühe passierbar. Die Fuhrleute machten ihrem Ärger häufig mit derben Flüchen Luft. Hohlwegenamen wie „Radbreche“, „Saurutsch“ oder „Kniebrech“ geben ihre manchmal schmerzhaften Erfahrungen wieder.

 

Heute haben insbesondere ortsverbindende Hohlwege ihre ursprünglich bedeutende Funktion verloren. Enge und steile Hohlwege sind für Fahrzeuge und Maschinen hinderlich. So wurden bis in die 1980ger Jahre viele Hohlwege auch um Odenheim als Deponieraum freigegeben und teilweise mit Müll und Bauschutt aufgefüllt oder im Rahmen von Flurbereinigungsmaßnahmen eingeebnet. Andere wurden verbreitert und asphaltiert und häufig an den Rändern mit Robinien bepflanzt. So sind auch um Odenheim nur wenige ursprüngliche Hohlwege erhalten geblieben oder wurden Anfang der 1990ger Jahre wiederhergestellt. Man hatte erkannt, dass Hohlwege nicht nur kulturhistorische Bedeutung für den Kraichgau haben, sondern als typisches Landschaftselement eine überragende ökologische Wertigkeit aufweisen. Sie sind Heimat zahlreicher seltener Tiere und Pflanzen, sozusagen „kleine Paradiese aus Menschenhand“, wie es Reinhard Wolf in seinem Vorwort zu dem wunderbaren Buch „Hohlwege“ von 1994 so treffend ausdrückt. Einige dieser Paradiese sind auch um Odenheim erhalten geblieben und erfreuen den Naturliebhaber. Die Hatzelberghohle westlich von Odenheim, weist nicht nur als einziger Hohlweg im Kraichgau Merkmale eines jungen Hohlwegs auf, er ist auch als Standort vieler geschützter Pflanzen ein einzigartiges Biotop. Auch HäfnersberghohleHohberghohle und die Koschelter- oder Glöcklesberghohle sind unbefestigt und durch die vorkommenden Halbtrockenrasen von hohem ökologischem Wert.

 

Literatur

Heimatkundlicher Arbeitskreis Odenheim (1994), Hohlwege der Stadt Östringen, Odenheim , in Hohlwege, Beihefte zu den Veröffentlichungen für Naturschutz und Landschaftspflege in Baden – Württemberg 72, S. 345-352

 

Als Fortsetzung der Keltenackerhohle führt ein unbefestigter Feldweg hinab zur Steinghohle. In dieser sehen sie nach 50 m rechts die Tafel 4.