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Die Oberrheinebene

 

Dieser weite Blick nach Westen über die Langenbrückener Senke hinaus auf die Oberrheinebene bis zu den Bergen der Pfalz ist ein ästhetischer Genuss. Er lässt die überragende und vielschichtige Bedeutung der Rheinebene für Südwestdeutschland und das angrenzende Frankreich erahnen. Entstanden ist sie nicht, weil sich der Rhein eingeschnitten hätte, wie dies manchmal fälschlicherweise behauptet wird, sondern durch einen gigantischen Grabenbruch. Enorme Kräfte aus dem Erdinnern führten seit etwa 50 Mio. Jahren zu einem Aufreißen einer alten Erdnaht und zur Absenkung der Oberfläche um bis zu fast 5 000 m bei Mannheim. So trennt der Grabenbruch auf einer Länge von 300 km und einer durchschnittlichen Breite von 40 km zwei ehemals zusammenhängende tektonische Platten. Europa reißt hier förmlich auseinander! In einer früheren Phase (im Oligozän und Eozän), drang tatsächlich auch Meerwasser ein. Bad Schönborn hätte heute einen Hafen, wenn dies so geblieben wäre. Aber die Abtragung der Randgebirge und der Alpen sorgte vor allem während der Eiszeiten für eine ausgleichende Auffüllung des Grabens. Diese Füllmaterialien sind als Kiese und Sande heute wichtige Bodenschätze, sie führen jede Menge Grundwasser. Damit werden nicht nur die Bewohner der Rheinebene versorgt, sondern auch die der benachbarten Randgebiete. Östringen erhält sein Trinkwasser seit 1964 aus Brunnen, die westlich von Kronau erbohrt wurden und zum „Zweckverband Wasserversorgung Hohberggruppe“ gehören. Täglich werden hier mehr als 4 000 m³ Trinkwasser in die Hochbehälter gepumpt und auf die angeschlossenen Gemeinden Kronau, Bad Schönborn und Angelbachtal verteilt. Die Rheinebene bietet aber auch Bodenschätze. In den 1920er Jahren brach ein regelrechter Erdölboom aus. Noch bis 1980 förderten die Pferdekopfpumpen bei Forst, Weingarten, Graben und Eggenstein das schwarze Gold. Weitere Bohrungen in jüngster Zeit sollen neue Erdölvorkommen bei Weingarten erschließen. Das KIT prüft, ob es sich lohnt, Lithium aus dem Tiefenwasser zu fördern. Die im Grabenbereich vorliegende Wärmeanomalie nutzten schon die Alten Römer. Sie bauten über heißen Quellen Thermalbäder. In Mingolsheim strömt das in 600 m Tiefe erbohrte Thermalwasser mit 35 Grad aus der Leitung. Das ermöglichte den Bau von Kureinrichtungen und der Bäderwelt Thermarium, die Gäste aus nah und fern anzieht.

 

Die Rheinebene ist schon wegen ihres flachen Reliefs ein bevorzugter Siedlungs-, Wirtschafts- und Verkehrsraum. Ihre Verkehrswege verbinden Mittel- und Südeuropa. Große Industrieanlagen sowie unzählige Mittelstands- und Kleinbetriebe haben hier ihren Sitz. Die SAP in Walldorf ist eines der größten Softwareunternehmen weltweit. Außerdem gibt es hier zahlreiche Forschungseinrichtungen, der Vergleich zum kalifornischen Silikon-Valley ist nicht ganz unberechtigt.

Mit der Metropolregion Rhein-Neckar und der Technologie Region Karlsruhe ist die nordbadische Rheinebene neben dem Großraum Stuttgart der bedeutendste Wirtschafts- und Bevölkerungsschwerpunkt in Baden-Württemberg.

 

Wir hoffen, dass ihnen die Wanderung auf dem Östringer GEOpfad gefallen hat und würden auch über ihren Besuch im Östringer Heimatmuseum in der Keltergasse 1 sehr freuen. Neben Ausstellungsräumen zur Stadtgeschichte, altem Handwerk, archäologischen Funden und sakraler Kunst, wird in einer naturkundlichen Abteilung eine reichhaltige Sammlung mit sehr schönen Exponaten von Fossilienfunden aus der Langenbrückener Senke und aus Kiesgruben der Rheinebene präsentiert. Das Museum ist nach Anmeldung zu vereinbarten Terminen für sie geöffnet.