Drucken

 

Download Audio

 

Quellen und Wasserversorgung in Östringen

„I heb net amol Wasser, meiim Kind de Arsch zu wasche!“ Diese etwas derbe, auf echt eeschdringerisch vorgetragene Klage einer erbosten Mutter an den damaligen Bürgermeister Kimling, zeigt die, bis Anfang der 1960ger Jahre, herrschende Wassernot in Östringen. Samstags fielen die Wasserhähne regelmäßig trocken, sodass oft auf das wöchentliche Bad verzichtet werden musste. Östringen war damals noch an kein überörtliches Netz zur Wasserversorgung angeschlossen. Starke Quellen gab es nur auf der südlichen Gemarkung, vor allem im Lipptal und im Einzugsgebiet der Thalsbach. In einem Eilverfahren wurde 1961 der Schwarze Brunnen in der Lipp gefasst, der mit einer durchschnittlichen Schüttung von 5,8 l/s immerhin ein tägliches Schüttungsvolumen von mehr als 500 Kubikmeter aufweist und damit die stärkste Quelle auf Östringer Gemarkung ist. Über Schnellkupplungsrohre wurde das Wasser zum neu gebauten Reservoir an der Mühlstraße geführt. Dies brachte eine spürbare Erleichterung, man sprach sogar vom „Wasserwunder“ als am Vorabend des Östringer Marktes 1961 plötzlich das Wasser aus den trockengefallenen Hähnen strömte. Schon früher waren starke Quellen, bekannt als Neunbrünnen, im Thalsbachgebiet gefasst und über Rohrsysteme zu einem Wasserbehälter im Bereich der heutigen Joseph-Haydn-Straße, oberhalb des heutigen Schulareals, geleitet worden. Allerdings reichten die Kapazitäten auch wegen dem geringen Gefälle lediglich für die Versorgung des Unterdorfs und des 1950 fertiggestellten Schwimmbads aus. In trockenen Sommern befüllten die Östringer Bürger Tanks und große Wasserbehälter an der öffentlich zugängigen Zapfstelle beim Östringer Bauhof mit kostenlosem Wasser aus diesen Neunbrünnen. 

Seit 1964 erfolgt die Wasserversorgung durch den „Zweckverband Gruppenwasserversorgung Hohberg“ mit Wasser aus dem schier unerschöpflichen Reservoir des Rheingrabens. Weitere Brunnen, wie etwa die vorübergehend auch zur Wasserversorgung genutzte Schlehbergquelle, das Dachsenbrünndl an der Nordseite der Thalsbach, der Fallbrunnen in der Lipp, waren zwar gefasst, konnten jedoch wegen zu geringer Schüttung oder auch Verunreinigung nur zur lokalen Versorgung umliegender landwirtschaftlicher Flächen herangezogen werden. Stärkere Quellen, wie das Glockenbrünndl im NSG Erlenwald an der Straße nach Zeutern schütten ihr Wasser ungefasst in den Schindelbach und die Thalsbach. Die Topfquellen der „Wilden Brunnen“ in der Lipp speisen den „Fischteich“, der auf eine wechselvolle Vergangenheit zurückblicken kann. Der hier in einer Niederung vorhandene Tümpel wurde von privater Seite gepachtet, zu einem Fischteich ausgebaut und als Freizeiteinrichtung genutzt. Allerdings flaute das Interesse der Nutzer mit der Zeit ab. In den 1990ger Jahren wurde dieser ehemalige Fischteich dann von der Stadt in ein Feuchtbiotop für die heimische Tier- und Pflanzenwelt umgewandelt. Seinen Wasserreichtum verdanken Lipp und Thalsbach dem hier verbreitet in der Umgebung vorliegenden Schilfsandstein, der durch seine Porösität viel Niederschlagswasser aufnehmen und speichern kann. Auch in den trockensten Sommern sind diese starken Quellen bisher nie versiegt.

 

 

 

 

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte aus einem alten Schulheft:

Wie das Glockenbrünnlein zu seinem Namen kam

Früher lag nahe bei Östringen der kleine Weiler Schindelbach auf den nach ihm benannten Schindelbachwiesen. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) versteckten die Schindelbacher ihre Glocken, damit die plündernden Soldaten sie nicht wegschleppen konnten. Sie stellten sie dazu in das Wasser einer verborgenen Quelle in der Nähe. Später zogen die Feinde wieder ab. Als aber die Bewohner ihre Glocken wieder herausziehen wollten, waren diese im sumpfigen Quellgrund versunken. Seitdem trägt die Quelle im Ochsawäldl den Namen „Gloggabündl“.


Literatur

Brauch Theodor (1982)   Östringen, Geschichte einer Stadt S. 201-203 und 392-395, Hrsg. Stadt Östringen

Essig Wolfgang (1982) Geopfade im Östringer Kraichgau S. 43-45, Hrsg. Stadt Östringen

 

Zur Station 4 „Armenberghohle" zunächst zurück zur Brücke über den Lippbach. Dann weiter nach rechts im Lipptal. Nach ca. 400 m führt ein Feldweg nach links zur Armenberghohle.