1. Stefan Bachstädter

Wurde 1938 in Bakonypölöske nördlich des Plattensees in Ungarn geboren. Nach der Vertreibung 1946 wuchs er in Karlsbad Mutschelbach auf. Als Bewohner des Erzbischöflichen Konviktes besuchte er das humanistische Gymnasium in Rastatt, studierte zunächst Theologie in Freiburg, dann Pädagogik für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Karlsruhe. !961 trat er in den Schuldienst ein, unterrichtete 25 Jahre an der Silcherschule Östringen, wurde Schulleiter an der Grund- und Hauptschule Seckach und bis 1999 an der Erich-Kästner-Schule Kronau. Er engagierte sich für den Sport und die Kultur in Östringen als Vorstand des Fußballclubs und des Kirchenchores Östringen. In der Funktion des Ortsberichterstatters erhielt er Einblicke in alle Bereiche der Gemeinde. Im Ruhestand arbeitet er im Freundeskreis Heimatmuseum mit.

Veröffentlichungen:

Östringer Geschichten, Historia – heimatgeschichtliche Erzählungen, Verlag Regionalkultur 2014

Gustav Wolf in Jüdische Persönlichkeiten im Kraichgau, Michael Heitz/Bernd Röcker (Hrsg.), Verlag Regionalkultur 2014

 

 




 

 

Dr. med. Ferdinand Battlehner

*24.2.1824 in Wiesloch, † 16.11.1906 in Karlsruhe. Sohn des Östringer Lehrerehepaares Johann und Philippine, geb. Wetzel. 1853 erwarb Battlehner im Rahmen seiner Verheiratung mit Luise Knauff und in Erinnerung an seine unbeschwerte Jugendzeit in Östringen das Bürgerrecht dieser Stadt. Aus der Ehe mit Luise gingen die Kinder Emil, Berufsoffizier; Frida, Beruf unbekannt und Theodor, Bezirksarzt in Karlsruhe, hervor.

Battlehner besuchte in Östringen die Volksschule. 1838 wechselte er an das Lyzeum zu Rastatt, das ihn als begabten Stipendiaten zum Abitur führte.

Im Herbst 1844 begann er mit dem seit seiner Jugend angestrebten Medizinstudium an der Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, die er im Frühjahr1848 als Doktor der Medizin, Chirurgie, Geburtshilfe und ausgestattet mit dem höchsten Lob der Prüfungskommission verließ. Kurz danach absolvierte er mit gleichem Erfolg in den vorgenannten Disziplinen die drei Staatsprüfungen zur Ausübung des Berufs als Arzt in Baden.

Seiner Neigung zur Anatomie und zum universitären Lehramt folgend, übernahm Battlehner Mitte1848 auf Probe, verbunden mit der Hoffnung auf spätere Festanstellung als Dozent, die Prosektur in der anatomischen Anstalt der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg. Da Battlehners Anstellung als Dozent wahrscheinlich wegen seiner sechswöchigen Rekrutierung als Arzt in der Revolutionsarmee, Juni und Juli 1849 in Rastatt, zum geplanten Zeitpunkt scheiterte, gab er das Vorhaben, fest angestellt zu werden, auf.

Nach einer Zwischenstation als niedergelassener Arzt in Waldkirch eröffnete er im Winter 1850 eine ärztliche Praxis in Renchen. Sein umfangreiches medizinisches Wissen, seine unübertroffenen anatomischen Kenntnisse, sein chirurgisches Können, seine Feinfühligkeit in moderner Entbindungskunst führten rasch zur Einrichtung eines Gemeindespitals, großer Anerkennung auf Seiten der Bevölkerung und zu wohlwollender Aufmerksamkeit im Großherzoglichen Innenministerium. In rascher Folge wird Battlehner Stellvertreter des Medizinalreferenten am Kreis-Hofgericht Offenburg, stellvertretender, dann hauptamtlicher Kreisoberhebearzt für den Mittelrheinkreis mit 640 Hebammen, Medizinalrat, Mitglied im badischen Obermedizinalrat, Medizinalreferent und Geheimrat.

1866 gründet Battlehner das Vereinsklinikum des unter der Schirmherrschaft der badischen Großherzogin Luise stehenden Badischen Frauenvereins in Karlsruhe und die darin eingebundene Schule für Krankenwärterinnen. Beide leitete er bis 1890 als Geschäftsführer, Oberarzt und Dozent in ehrenamtlicher Funktion. Battlehner verlegt aus beruflichen Gründen seinen Wohnsitz und seine Arztpraxis von Renchen nach Karlsruhe.

Im Innenministerium leitet Battlehner die Referate, Medizinische Gutachten, Seuchenbekämpfung, Irrenwesen, Vertretung Badens im Reichsgesundheitsamt in Berlin, Schulhygiene, Hebammen- und Geburtswesen, Prüfung der Staatsärzte und während des Deutsch-Französischen Krieges stellvertretend die Karlsruher Lazarette.

Seine bedeutendste berufliche Leistung bestand in der Einbindung der Großherzogin Luise und des Badischen Frauenvereins in die auf sein Betreiben hin gegründete Organisation zur Bekämpfung der Lungentuberkulose, einer Volkskrankheit, die im 19. Jahrhundert von allen im Land umgehenden Krankheiten die meisten Todesopfer forderte. Das Innenministerium und der Badische Frauenverein führten die auf Battlehner zurückgehende Organisation auch nach dessen Tod fort.

Ihm zu Lebzeiten und an seinem Grab dargebrachte Huldigungen, zahlreich verliehene Ordens- und Ehrenzeichen, auch von französischer und preußischer Seite, zeugen von der hohen, über Badens Grenzen hinausgehenden Anerkennung seiner überragenden persönlichen und beruflichen Qualitäten.

Als Mann der Tat und des Wortes, besteht die von ihm verfasste literarische Hinterlassenschaft aus zwei schmalen, aber mit hochkonzentriertem Fachwissen gefüllten, in hoher Auflage vom Badischen Frauenverein herausgegebenen Bändchen zur Krankenpflege und einigen fachlichen Veröffentlichungen über gynäkologische Instrumente, nennenswerte Entbindungen, plastische und gynäkologische Operationen.

 


 

   

Dr. Theodor Brauch

*17.04.1920 in Hemsbach an der Bergstraße, +22.07.1997 in Östringen

Dr. Theodor Brauch wurde in Hemsbach an der Bergstraße als Sohn der Eheleute Augustin und Monika Brauch geb. Hilkert geboren. Seine Eltern stellten in einem kleinen Familienbetrieb Zigarren her. In Hemsbach verbrachte er als sechstes von sieben Geschwistern die Kindheit und besuchte die Volksschule. Danach trat er ins Internat des Erzbischöflichen Stifts Freiburg ein. Am angegliederten humanistischen Berthold-Gymnasium absolvierte er 1939 das Abitur. Das Studium der Philosophie an der Universität Freiburg musste er im Zuge der Wirren der Zeit schon nach einem Semester abbrechen. Es folgten bis 1945 die aufzehrenden Kriegsjahre mit Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst von Nordafrika bis Russland sowie die Flucht in die Heimat.

Der frühe Verlust des selbstbestimmten Lebensweges verstärkte seine Liebe zu Philosophie und Geschichte sowie sein lebenslanges Engagement für heimatkundliche und historische Forschung. Nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer in Mannheim nutzte er ab 1949 die verschiedenen Stationen seines Wirkens als Grund- und Hauptschullehrer in Nordbaden (Rippenweier, Zimmern, Heidersbach und Oberscheidental), um dieser Leidenschaft nachzugehen. Insbesondere bedingt durch den Mangel an geeignetem und spezifischem Lehrmaterial für den Heimatkundeunterricht entstanden ab den 1960er Jahren diverse Unterrichtsmaterialien und später sein erstes Heimatkundebüchlein über Reisenbach im Odenwald. Während seiner aktiven Zeit sammelte er unermüdlich umfangreiches Datenmaterial zu Heimatkunde und ortsspezifischem Brauchtum und dokumentierte Flur- und Kleindenkmäler in Form einer Karthothek (Zettelkästen), die über viele Jahre hinweg eine wichtige Quelle für örtliche Behörden war. Heute gehören diese Aufzeichnungen der Sammlung des Bezirksmuseums Buchen an. Im Schulkreis Buchen war er zudem Mitglied und später Leiter der Arbeitsgemeinschaft katholische Religionserzieher. Wie in jener Zeit für einen Volksschullehrer auf dem Land noch vielfach üblich, versah er in den nordbadischen Odenwald Gemeinden auch den Dienst des Organisten und leitete den örtlichen Kirchenchor. Neben seiner Lehrtätigkeit studierte er Volkskunde, Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Philosophischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität in Würzburg, wo er 1969 über das Lätarebrauchtum am bayerischen Untermain und seiner Randgebiete Spessart und hinterer Odenwald zum Dr. phil. promovierte.

    Von 1970 bis 1982 war Theodor Brauch Schulleiter der Silcher Grund- und Hauptschule Östringen. In diese Zeit fiel der Schulhausneubau als neuer Baustein des Bildungszentrums. Der Ortswechsel verlagerte auch sein volkskundliches Betätigungsfeld vom Odenwald in den Kraichgau. Von Bürgermeister Hermann Kimling bekam er den Auftrag, eine Chronik zur Geschichte der Stadt Östringen zu schreiben. Diese erschien 1982 nach mehrjähriger Recherche und vielen Aktenstudien während der Amtszeit von Bürgermeister Erich Bamberger. Im Ruhestand verfasste Theodor Brauch nunmehr auch die Ortschroniken von Heidersbach und Tiefenbach. Von 1987 bis 1992 übernahm er die Leitung des Heimatmuseums Östringen. Hier trieb er die systematische Katalogisierung der Exponate und die Gestaltung der Sammlung durch Stiftungen und Neuerwerbungen weiter voran. Bis zu seinem Ausscheiden organisierte er zahlreiche Themenausstellungen. Der Tag der offenen Museumstür gehörte zum festen Bestandteil seiner Arbeit für die Gemeinde, worin er zeitlebens von seiner Frau Maria Brauch unterstützt wurde.

In der Pfarrgemeinde St. Cäcilia engagierte er sich als Lektor und Kommunionhelfer. Die Aufgabe, Kranken und alten Mitmenschen die Hauskommunion zu bringen, lag ihm dabei besonders am Herzen. Für seine Verdienste erhielt Theodor Brauch 1983 die Ehrenmedaille der Stadt Östringen.

Bücher

  • Reisenbach im Odenwald (1964), herausgegeben vom Dt. Jugendherbergswerk, Landesverband Baden
  • Östringen, Geschichte einer Stadt (1982), herausgegeben von der Stadt Östringen
  • Heidersbach im Odenwald (1992), herausgegeben von der Gemeinde Limbach

Tiefenbach, Geschichte eines Kraichgaudorfes (1992), herausgegeben von der Stadt Östringen

 


 

      

Hermann Dischinger

1944 in Östringen geboren, stammt von beiden Elternteilen her von alteingesessenen Östringer Familien ab und ist daher schon von frühester Kindheit in der Östringer Mundart verwurzelt.

Gerade das Studium der Anglistik und viele Auslandsaufenthalte haben seine Liebe zu seinem Heimatdialekt nicht vermindert sondern verstärkt.

So schrieb er seit 1989, nachdem er den ersten von mehreren Mundartpreisen gewonnen hatte, 16 Bücher in Östringer Mundart, darunter das für die Erhaltung bestimmter ortstypischer Ausdrücke so wichtige Östringer Wörterbuch (Eeschdringä Wäddäbuuch, 1994), bei dem viele Östringer der vorhergehenden Generation als Garanten der Idiome und ihrer Aussprache herangezogen wurden.

Mit seinem ganzen Herzblut widmet er sich seiner Muttersprache und hat diese in vielen Lesungen und Rundfunkbeiträgen bekanntgemacht und hält sie somit lebendig, was heute sehr wichtig ist, da Dialekte immer schneller verschwinden. Sein ehrenamtliches Engagement um seine Muttersprache wurde von Seiten der Gemeinde durch verschiedene Auszeichnungen gewürdigt.“

5 Mundartpreise in Lyrik und Prosa (1989,1994,1996,1998,2000)

Auszeichnungen:

Medaille zum "25th Anniversary 1971-1996" durch die "Abergavenny-Östringen Association", 1996  

Bürgermedaille der Stadt Östringen, 2009

Bürgerstiftung s.u.

„Vorbild 2014“ – Auszeichnung der Bürgerstiftung:  zum Filmbeitrag auf Landfunker

Mundartbeiträge im SWR: zum Beitrag "En Dag als Rentner" | zum Beitrag "Tierisch"

 


 

Werner Donner,

Ehrenbürger der Stadt Östringen

 

Werner Donner wurde am 18.09.1921 in Frankfurt an der Oder als erster Sohn des Eisenbahnschlossers Horst Donner und seiner Frau Ida geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs er bei der begüterten Unternehmerfamilie Brise auf und absolvierte in deren Betrieb eine kaufmännische Lehre. Eine schwere Lungenkrankheit beendete seine militärische Laufbahn als Marinesoldat. Lazarett, Kuren in Oranienburg und dem Harz brachten keine Besserung. Zwei Operationen in der Thorax Klinik Heidelberg retteten ihm das Leben. Dort lernte er durch einen Kriegskameraden Östringer Leute kennen. Diese besorgten ihm nach der Entlassung ein Zimmer im Haus an der Hauptstraße 75. Die Familie Moch und deren Freunde pflegten den Schwerkranken, förderten die Genesung mit frischem Obst und leichter Kost.
Diese tätige christliche Nächstenliebe, die er am eigenen Leib erfuhr, prägte den jungen Waisen sein Leben lang.
Die Ehe mit Hildegard, geborene Hoffmann, schloss Donner im Jahre 1951. Die Kinder Jochen und Ulrich kamen 1954 beziehungsweise 1961 zur Welt.

Ulrich verstarb jung; Jochen und seine Frau Ruth, geborene Mildenberger, schenkten dem Ehepaar drei Enkelkinder.
Werner Donner qualifizierte sich für den Beruf Helfer in Steuersachen. Später bildete er sich zum Steuerberater und Rechtsbeistand fort. Diesen Beruf übte er in seiner leistungsfähigen Kanzlei für viele Bürger der Stadt Östringen und der Region erfolgreich bis zu seinem Ruhestand aus.
Die Mitarbeiter schätzten den verständnisvollen Chef wegen seiner hohen sozialen Verantwortung und der fachlichen Kompetenz.
Der engagierte Freiberufler führte am Ende des Zweiten Weltkrieges hungrige, ausgebombte Intellektuelle und Künstler aus Mannheim und Karlsruhe, die in Östringen Unterschlupf fanden, im „Literarischen Zirkel“ zusammen,    
Nach der Ansiedlung der ICI-Faserwerke organisierte er zusammen mit der Gemeindeverwaltung die Integration der Zugezogenen. Suchte für sie Wohnungen, Kindergartenplätze und als Vorstand des Verkehrsverein kümmerte er sich um die Erweiterung des kulturellen Angebots.    
Mit schauspielerischem Talent leitete er 17 Jahre lang die Prunksitzungen. Für die „Freien Wähler“ saß er zwei Wahlperioden im Gemeindeparlament.
In der Vorstandschaft gestaltete er über 60 Jahre die Entwicklung des Fußballclubs Östringen entscheidend mit. Er beriet rechtlich und wirtschaftlich beim Bau des Clubhauses und der Sportplätze; er formulierte die Verträge mit den Pächtern und Trainern und sorgte im Förderverein für Sponsorengelder.
Die Stadt Östringen würdigte seine herausragenden Verdienste mit der Ernennung zum Ehrenbürger am 8. 12. 2009. Er verstarb am 30. Januar 2010.   (Bac)

 


 

  Essenpreis, Friedwalt

Friedwalt Essenpreis, *2.06.1909,  Mannheim, + 18.05. 2001, Bruchsal, fünftes von sieben Kindern des Landwirts Ludwig Essenpreis und seiner Ehefrau Wilhelmine, geborene Kunz; Enkel des Östringer Bürgermeisters Anton Essenpreis, der 1876 die Grund- und Hauptschule in der Hauptstraße erbauen ließ.

Ludwig Essenpreis verkaufte sein Haus in der Keltergasse, um die Kosten für seine nach langer Krankheit verstorbene Frau aufzubringen. Mit der zweiten Ehefrau Wilhelmine gelang ihm in Mannheim als Schulhausmeister ein Neuanfang. Der Erste Weltkrieg führte ihn 1915 zurück nach Östringen, wo die kinderreiche Familie im Obergeschoss des Gasthauses „Zur Sonne“ vorübergehend bis zum Umzug in die Synagogenschule in der Saarlandstraße eine Bleibe fand. Die Gemeinde stellte ihn als „Schuldiener“ an.
Friedwalt Essenpreis besuchte von 1916 bis 1924 die Volksschule in Östringen. Danach schaffte der vielseitig begabte Junge in  nur einem Jahr in der Klosterschule in Zell a. H. die ersten drei Gymnasialklassen, Es folgte ein weiteres Jahr am Hessischen Gymnasium, Bensheim a. d. Bergstraße. Der Tod seines Vaters zwang ihn wegen des Kost- und Schulgeldes, an das heutige Schönborn Gymnasium  Bruchsal zu wechseln, wo er im Jahre 1931 das Abitur ablegte.
Nach der zweijährigen Lehrzeit an der Gemeindesparkasse Östringen stellte sie ihn fest an. Im Jahre 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und ein Jahr später wegen eines Kriegsleidens als dienstunfähig entlassen.
Bis 1955 leitete er das Sägewerk Bender in Mingolsheim zunächst als Prokurist, später als Mitinhaber. Die letzten beiden Stationen seines Berufslebens waren die kaufmännische Leitung der Kartonagenfabrik Ziegelmüller in Sandhausen und die Leitung der Finanzbuchhaltung des Autohauses Fels in Bruchsal.
Eine Familie gründete er im Jahre 1936. Er heiratete Anna Maria Katharina Strohhäcker aus der Sägemühle an der B 292 und zog nach Mingolsheim. Sie schenkte ihm drei Kinder: Karl Friedwalt, Brigitta Anna, verheiratete Schlund und Ulrike Bärbel, verheiratete Fellhauer. Sie wuchsen in der „Villa Harter“, Hauptstraße 71 auf, die er schon 1937 gekauft hatte. Nach dem Tod seiner Ehefrau 1972 heiratete er im Jahre 1995 seine Lebensgefährtin Magdalena Hanagarth. Er zog nach Bruchsal, wo er am 18. Mai 2001 verstarb.
Bis zu seinem Tod organisierte Friedwalt Essenpreis die Klassentreffen seines Jahrgangs mit der ihm eigenen buchhalterischen Zuverlässigkeit. Er zählt zu den Gründungsmitgliedern des Verkehrsvereins, dem Vorläufer des Gewerbevereins.
Sein künstlerisches Talent verhalf  ihm zu einem namhaften Bekanntheitsgrad über seinen Tod hinaus. Die Lehrer erkannten früh die gestalterische Begabung des aufgeweckten Schülers. Er brachte sich die Zeichentechniken überwiegend selbst bei. Er zeichnete mit Bleistift und Tusche, malte Aquarelle, verwendete Pastellfarben und gestaltete Figuren aus Ton.
Anlässlich der Ausstellung seiner Arbeiten in der Gustav Wolf Galerie im Jahre 2002 schrieb Wolfgang Braunecker in der Bruchsaler Rundschau vom 11. Juli 2002 so:  „Mit aufmerksamem Blick fand Friedwalt Essenpreis seine Motive schon seit der Jugendzeit in den idyllischen Gassen, den alten Gebäuden und den stillen Winkeln seines dörflichen Umfelds. Über Jahrzehnte hinweg entstand dabei eine reichhaltige Sammlung von Gemälden, Zeichnungen und Skizzen, die dank der guten Beobachtungsgabe und des zeichnerischen Talents des Autodidakten längst zu einem wervollen Fundus von bildlichen 'Zeitdokumenten' wurde.“

Ausstellungen: „Maler unserer Heimat“ 8. - 17.06.1975, Silcherschule Östringen
„Östringer Künstler stellen aus“, 24. - 26.05. 1986, Sparkasse Östringen
„Ansichten – Einsichten – Historie“, 18.06. - 14.07.2002 Gustav Wolf Galerie
Östringen   (Bac)
                                                                                                                  

 Alter Weg -  Brecht`s Haus

 

KeltergasseKirchstr

Blick von der Keltergasse auf die Kirchstraße

 
 

                                                                               

 
   

Keltergasse 1941

Am Kirchberg

Zopfsches´Haus, hintere Straße

 

 

 
 

 


 

 

 

Josef Hartlieb, Ratschreiber und Leiter des Heimatmuseums

Josef Hartlieb wurde am 7. Januar 1912 in Östringen als Sohn des Landwirts Adolf Hartlieb und Johanna geborene Baumann geboren. Kapuzinerpatres, die in der Östringer Seelsorge aushalfen, beeindruckten den kleinen Josef so stark, dass er nach dem Besuch der Volksschule mit zwölf Jahren zu den Kapuzinern nach Zell am Harmersbach in die höhere Schule gingHartlieb Josef. Das Abitur legte er 1933 am Gymnasium in Bensheim ab.

Er lernte Bankkaufmann und arbeitete als solcher  in Waldkirch und Schiltach. Danach nahm er in Karlsruhe die Stelle eines Buchhalters an. Der Wehrdienst vom März 1940 bis zum 8. Mai 1945 unterbrach seine berufliche Laufbahn. Von der Westfront bis tief nach Russland an den Don und über Saloniki und Belgrad wieder zurück diente er als Eisenbahnpionier.

Im Östringer Rathaus begann er seinen Dienst als Gehilfe des Bürgermeisters am 5. August 1945. Er versah das Amt des Ratschreibers und des stellvertretenden Standesbeamten. Gleichzeitig führte er Protokoll bei den Sitzungen des Gemeinderates. Die Inspektorenprüfung legte er im Jahre 1953 ab und wurde zum Gemeindeinspektor befördert. Die Beförderung zum Oberinspektor folgte 1957. Mit 63 Jahren ging er 1975 in den Ruhestand. Bis zu seinem Tod am10.06.1988 widmete er seine ganze Arbeitskraft dem Aufbau des Heimatmuseums im alten Rathaus.

Auf der Basis einer breiten humanistischen Bildung baute sein fundiertes Fachwissen in Verwaltung und als Kaufmann auf. Im Umgang mit den Bürgern erwarb er sich aufgrund seiner beeindruckenden Persönlichkeit Respekt und Ansehen. Immer höflich und geduldig nahm er den Besuchern des Rathauses die Scheu vor Amtsgeschäften.   

Quelle: Östringer Ortsnachrichten, Jahrg. 1974, Heft 6

 


 

  

Pater Dr. theol. Josef Kessler SAC

Geboren wurde Josef Kessler am 30. März 1901 in Östringen bei Karlsruhe als Sohn des Sattlermeisters Heinrich Kessler und seiner Ehefrau Margaretha. Am 9. November 1913 bewarb er sich um Aufnahme in unsere Gemeinschaft. Die humanistischen Studien machte er im Studienheim in Vallendar-Schönstatt. Hier legte er im Herbst 1920 das Abitur ab. Am 24 . September 1920 begann er das Noviziat in Limburg. In der ersten Profess am 24. September 1922 versprach er, Jesus Christus in der Gesellschaft des Katholischen Apostolates nachzufolgen. Theologie studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Limburg. Zum Studium der Theologie schickten ihn seine Oberen im Herbst 1923 nach Rom. Er studierte an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Dort wurde er am 26. Juli 1927 zum Doktor der Theologie promo¬ viert. Zuvor war er am 8. August 1926 in Rom zum Priester geweiht worden. Es folgten Ergänzungsstudien an der Universität München und Gießen. Seit dem 2. Oktober 1927 gehörte er zum Kollegium der Hochschule.

Mit großem Wissen und Können dozierte er Philosophie, zuerst in Limburg, dann ab 1932 in Olpe. Den großen Kursen der dreißiger Jahre galt er als "der" Professor. Neben seinem Fachwissen beeindruckten seine Kenntnisse des Lateins, das er fließend sprach. Die große Zeit im Leben von P. Kessler endete 1939. Er wurde verhaftet und kam in das Konzentrationslager Mauthausen, aus dem er am 5. Mai 1945 befreit wurde.

Ein neuer Lebensabschnitt begann flir P. Kessler, als er am 20. Oktober 1946 Lehrer und schließlich Leiter des Bischof-Vieter-Kollegs in Limburg wurde. Seine Begabung als Lehrer und Latinist kam voll zur Geltung. Wer bei ihm durchkam, konnte Latein. Von 1953 bis 1957 war P. Kessler Bibliothekar in der Niederlassung Ehrenbreitstein. Von Dezember 1957 bis Oktober 1981 war er Seelsorger in der Kinderkurheilstätte in Friedenweiler im     Hochschwarzwald. Neben diesem Dienst stand er für dauernde pfarrliche Aufgaben zur Verfügung. Er half aus, wenn im Dekanat Neustadt Not am Mann war. Mehrfach wurde er vom Caritas-Verband Freiburg ausgezeichnet. Mit 80 Jahren kam P. Kessler am 9. Oktober 1981 auf die Seniorenstation des Missionshauses in Limburg. Mehr als 10 Jahre konnte er noch am religiösen und gemeinschaftlichen Leben teilnehmen. Im vergangenen Jahr ließen seine Kräfte sichtlich nach. Er wurde pflegebedürftig. Am 26. Januar 1993 um 5.20 Uhr hat der barmherzige Gott Pater Josef Kessler zu sich in die Ewigkeit gerufen. Er starb auf der Krankenstation des Missionshauses. Er zählte 92 Lebens-, 70 Profess- und 66 Priesterjahre.

Quelle: Pater Dr. Karl Heinen SAC Provinzial in der Todesanzeige Limburg, den 26.01.1993
 
 

 

    

Richard Kühn

Richard Kühn (*19.05.1932, Konstanz, +1.11.2009, Östringen), ältester der drei Söhne des Drogisten Martin Kühn und seiner Ehefrau Gertrud Kühn geborene Mühlenweg.  In der musisch geprägten Familie macht Richard mit der Geige, an Klavier und Orgel Hausmusik. Am Gymnasium fällt während des Krieges der Kunstunterricht aus. Richard bringt sich selbst das gegenständliche Zeichnen und Malen bei.

Richard Kühn in der Gustav-Wolf-Galerie, Östringen, 2007    

Nach dem Abitur am humanistischen Eberhard Ludwig Gymnasium in Stuttgart (1953) studiert er an der dortigen Akademie bei den Professoren Gerhard Gollwitzer und Karl Rössing Bildende Künste. Studienreisen nach Italien und Frankreich finanziert er mit dem Verkauf seiner Aquarelle an Ärzte und die Firma Maggi.


Richard Kühn Langenargen, 2005
    

Ab dem Jahr 1955 setzt er sich als Meisterschüler von Prof. Karl Hubbuch mit der „sozialkritischen Grafik und Malerei“ an der Akademie für Bildende Künste in Karlsruhe auseinander. Der Erlös aus dem Verkauf von drei Lithografien in jeweils einhundert Handauflagen an den Grafikring ermöglicht ihm Reisen nach Belgien, Holland und Italien.

Das Staatsexamen in Bildender Kunst legt er in Karlsruhe ab, reist erneut nach Frankreich und Italien und schließt sein Geografiestudium an der Technischen Hochschule Karlsruhe im Jahre 1962 mit dem Staatsexamen ab.

Von Reisen nach Holland, Dänemark und Sizilien zurückgekehrt, heiratet er 1963 die Grund – und Hauptschullehrerin Helga Kellner.

Nach bestandener Prüfung für das  Lehramt an Gymnasien am Karlsruher Seminar für Studienreferendare und dem Joseph Eichendorff Gymnasium in Ettlingen wird er Studienassessor am Justus Knecht Gymnasium Bruchsal.


"Fastnachtsplakat", R. Kühn, 2004
   An das im Aufbau befindliche Leibniz Gymnasium Östringen 1968 stundenweise als Studienrat abgeordnet gestaltet er dieses, in seinem Fachbereich entscheidend mit. Der Oberstudienrat (1971) unterrichtet dort ab dem Schuljahr 1970/71  Bildende Kunst und Geografie. Er nimmt mit seinen Schülern regelmäßig mit gutem Erfolg an Wettbewerben auf Landes -, Bundes - und europäischer Ebene teil. Der grafische Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung gestaltet die Herausgabe von Lesebüchern mit. In der Stadt bringt er sein Können in vielfältiger Weise ein. Er stellt aus Anlass von Partnerschaftsbesuchen aus, leistet seinen künstlerischen Beitrag zur Stadterhebung und fertigt einen Großband mit Gemälden und Illustrationen zur Vergangenheit und Zukunft Östringens an.  Die Östringer Kulturwochen bereichert er regelmäßig mit den Ausstellungen im Rathaus. Alle Östringer Fastnachtsumzüge führt er mit einem Themenplakat an. Zur Einweihung der evangelischen Kirche gibt er als Auftragswerk ein illustriertes Vaterunser heraus, das als Baustein zur Kirchenfinanzierung dient.

"Herbstwald", R. Kühn, 2002
   

Bei Thomas Siskos studiert er die Ikonenmalerei.

In seiner Freizeit singt er im Chor des Leibniz Gymnasiums und im evangelischen Kirchenchor. Er bringt sich in die kirchlichen Gremien ein und gestaltet den Schaukasten der Kirche.

Richard Kühn malt gern draußen in der Natur. Durch die Beschäftigung mit der Natur und in der Auseinandersetzung mit der modernen und postmodernen Kunst findet er seinen eigenen Stil.

Mit einem breitgefächertes Repertoire an Techniken gestaltet er Objekte in vielfältiger Ausprägung: Lithografien, Zinkätzungen, Holz- und Linolschnitte, Öl- und Acrylmalerei, Hinter Glas- Stoff- und Ikonenmalerei, Collagen, Kalender, Frottagen. Am liebsten malt er Aquarelle.

Auszeichnungen:
Landespreis der Baden-Württembergischen Landeszentrale für politische Bildung


Ausstellungen:

1954    Ausstellungen in Stuttgart, Konstanz, Singen

1955    Ausstellungen in Karlsruhe, München, Frankfurt

1959    Ausstellungen in Konstanz und dem Badischen Kunstverein Karlsruhe

1963    Ausstellungen in Karlsruhe, Ettlingen, Konstanz

1974    „Motive zum  Konzert“, LGÖ

1978    „Island“ Volksbank Östringen

1979    „Unterwegs“ St. Rochus Klinik Bad Schönborn

1981    „Die Hubbuch Schüler“, Künstlerhaus Galerie Karlsruhe

1986    „Gedächtnisausstellung“ der Hubbuch Schüler Künstlerhaus Karlsruhe

            „Malerträume aus Russland“, VoBa Östringen

1990    „Deutschland  Erlebt – Gestaltet – Gelebt“, LGÖ

2004    „Unterwegs im Ruhestand“, Rathaus Bad Schönborn

2007    „Zum 75 Geburtstag von Richard Kühn“, Querschnitt, Gustav Wolf Galerie

2008/2009 Ausstellung in Davos, Schweiz, Galerie am See

 

 

 

Selbstbiographie von Dekan a.D., Leopold Rothermel, 1959

Leopold Rothermel, geboren am 14. Juli 1875 in Östringen. Zum Priester geweiht am 4. Juli 1899 in St. Peter. Nach nahezu 50 Jahren wieder die erste Primiz in Ostringen, die von der ganzen Gemeinde mit Freuden mitgefeiert wurde.

Als Neupriester erhielt ich Anstellung bei Prälat Lender in Sasbach, in dessen Heimschule ich sechs Jahre studiert hatte. Es war mir eine große Freude, diesen Wohltäter, der wie so vielen Jungen auch mir ein billiges Studium ermöglicht hatte, Stütze seines Alters sein zu dürfen.

Hernach war ich fünf Jahre Kurat in Sulzbach bei Mosbach, das kurz zuvor als Filiale von Billigheim abgetrennt war. Hier galt es, die Seelsorge aufzubauen, eine Schwesternstation mit Krankenpflege wurde errichtet.

Im Frühjahr 1906 wurde mir die Pfarrei Pülfringen bei Walldürn mit Filiale Brehmen übertragen, die ich 20 Jahre betreute. Neben der ständigen Seelsorge konnte ich durch Unterrichtgeben eine Anzahl Jungen zu gehobenen Berufen führen, unter ihnen waren fünf Neupriester an den Altar getreten.

Im November 1926 wurde ich in der Pfarrei Königheim mit Filiale Dienstadt investiert. Neben Reparaturen an Kirche und Kapellen gelang es 1950/51 das St. Josefshaus als Altersheim zu bauen, das von Barmherzigen Schwestern geleitet wird. 1936 wurde ich zum Dekan des Kapitels Tauberbischofsheim ernannt. Ich übernahm damit auch die Leitung der Bezirkscaritas und ließ durch diese auf Schloß Gamburg ein Kindererholungsheim einrichten. Auf meine Initiative erfolgte 1946 die Gründung der Baugenossenschaft "Neue Heimat" Tauberbischofsheim, da 85 % der Heimatvertriebenen Katholiken waren, für welche Wohnraum geschaffen werden mußte. Meine freie Zeit verwendete ich zum Studium der Lokalgeschichte.

Es erschienen 1938 die Ortsgeschichte von Königheim, 1948 die von Pülfringen und zuletzt die von Ostringen. Mit Gottes Gnade konnte ich am 4. Juli 1959 das seltene Fest des diamantenen (60.) Priesterjubiläums feiern.

Ich schließe diese Selbstbiographie mit den Worten des hl. Paulus: "Glauben wir auch alles getan zu haben, so sind wir doch unnütze Knechte." 

 


 

 

Schmieg Ferdinand, OStD.

Ferdinand Schmieg, der Sohn des Bäckers und Konditors Ferdinand Schmieg (*1869 - + 1921), erhielt den Vornamen seines Vaters, der wenige Tage vor seiner Geburt gestorben war. Er wuchs in der Konditorei in der Hauptstraße 91 auf. Seine Schwester Irma (*1909) führte das Café bis in die 50er Jahre. Die Fünfzigjährige heiratete den verwitweten Albert Längle.

Ferdinand Schmieg, jun., war nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft eifriges Mitglied des von Ratschreiber Josef Hartlieb gegründeten „Literarischen Zirkels“ in Östringen. In ihm trafen sich geistig und künstlerisch interessierte ausgebombte Personen aus den Städten Mannheim und Karlsruhe, sowie durch die Kriegswirren in Östringen Gestrandete. Trotz seiner beruflichen Karriere, die ihn bis zum Leitenden Oberstudiendirektor in Mannheim brachte, blieb er mit seiner Kollegin und Ehefrau Verena Sacherer seinem Heimatort Östringen verbunden.

 
 
Daten aus dem Leben des Ferdinand, Wilhelm Schmieg:

 

Verena Schmieg geb. Sacherer
  
OStD Ferdinand Schmieg
 

 

Selbstbildnis

Sieferer, Max, jun.

Maler, *14.02.1873, Östringen, +15.12.1945, Östringen,
(Sohn des Max Sieferer, sen., *1846 in Ettenheim, +1901, Östringen) besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Heidelberg. Bis zum Jahre 1931 war Max Sieferer, jun., Inhaber der Zigarrenfabrik Rudolf Wimmer, GmbH. in Östringen. Der vielseitig interessierte Unternehmer malte in unterschiedlichen Genres, Portrait, Stillleben, Landschaften. Seine produktivste Schaffensperiode hatte er in den dreißiger Jahren. Er fotografierte gern und entwickelte und bearbeitete die Aufnahmen im eigenen Labor. Fasziniert bastelte und experimentierte  er in den Anfängen des Rundfunks mit Empfängergeräten. Mit dem befreundeten Östringer Arzt Dr. Franz Hotz diskutierte er medizinische Probleme und verfolgte neue Behandlungsmethoden und die Entwicklung medizinischer Geräte. Sein Sohn Max Eugen verstarb mit 31 Jahren 1941 in Stuttgart, sein Enkel Max Dieter 2002 mit 63 Jahren kinderlos in Karlsruhe. Somit existiert der Familienname Sieferer in Östringen nicht mehr, außer in den Gemälden von Max Sieferer für die künftigen Generationen. (Bac)

Briefkopf Fa. Wimmer

 Bubi 1931, 20X30 cm

                           Karl G. Voigt                                                   

 

Madonna mit Kind

   

        Östringer Markt 1936, 28X42 cm                                                                          

 Enten am Bach 1930, 50X35 cm

 Max, Trudl, Erna Sieferer                                                                                             

 Rosenstraus 1930, 50X35 cm

 Stilleben 1898, 30X40 cm                                                                                             

Stilleben I 1930, 70X45 cm

 Stilleben II 1930, 70X45 cm                                                                            

Gladiolen 1937, 35X40 cm

          Selbstbildnis 1939, 40X50 cm                                                   

 Uferlandschaft 1933, 70X45 cm

 


 

 

Dr. med. Franz Waas

Der wohl erste Arzt (Dr. Waas 1889 - 1952) mit wissenschaftlicher Ausbildung an der Universität wirkte etwa dreißig Jahre bis zu seinem Tod im Jahre 1952 in Östringen.
Seine Frau Angela (1890 - 1952), geborene Moch aus Langenbrücken gebar drei Söhne, Reinhard, Emil und Herbert, von denen Emil Waas als Grafiker, Maler und Autor Berühmtheit erlangte.
Um den volkstümlichen Arzt, der mitunter ungewöhnlichen Behandlungen anwendete, um seine Patienten zu heilen, ranken sich unzählige Anekdoten.
Seine große Liebe galt der Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt, deren Ergebnisse er veröffentlichte.
Auch Gedichte und Liedtexte aus seiner Feder erinnern noch heute an beliebten Mediziner mit Ecken und Kanten.
(Text: Stefan Bachstädter, Bilder: Archiv Museum)

Familie Waas

              

Dr. med. Franz Waas

 

 

 

Wenn man heute von Dr. Franz Waas spricht, steht seine große Liebe und Hinwendung zur Heimat im Vordergrund -zählt er doch mit zu den ersten Heimatschriftstellern , der die kleinen und großen Schwächen seiner Landsleute in humorvoller Art in seiner "Moddäschprooch" für uns festgehalten hat. Nicht zu vergessen sind auch seine heimatkundlichen Abhandlungen. Er hat damit vielen von uns Sinn und Liebe zur Heimat und Dialekt erschlossen und somit das Vergangene in die Gegenwart gerettet.

Aus den vielen Erzählungen meines Vaters (wie Dr. Waas 1889 geboren) die Teilgrundlage dieses Buches sind, versuche ich mit einigen kleinen Begebenheiten aus dem ärztlichen Wirken von Dr. Waas etwas von seiner Originalität zu vermitteln.

 

Der Östringer Arzt, war ein überaus tüchtiger Mediziner, dem man auch wohltätige Großherzigkeit gegenüber seinen armen Patienten nachsagte. Die Hausbesuche bei einem Kranken mit schwerer Lungenentzündung stellte er wie folgt in Rechnung: "Wann dei Kanariävegeli widdä Jungä hod, bringsch mä oons dävu". Oder ein andermal: "Ich will nix, loss deinä Kinnä meh zukummä un verkaaf nett noch s'letschd Eilä, sie sen jo schun halwä an dä Millich verkruppd". Diese Äußerungen machen deutlich, daß auch in Naturalien bezahlt wurde, wie auch mir in guter Erinnerung ist, daß ich am Schlachttag immer "zu's Dokders" Wurstsuppe, Fleisch, Wurst und "Filsei" getragen habe. Dies jedoch nicht wegen Zahlungsrückständen, sondern aus Dankbarkeit, war es für Dr. Waas doch selbst­ verständlich, die Verwandtschaft ohne Gegenleistung zu betreuen. In der damaligen Zeit waren die wenigsten Leute krankenversichert und nicht umsonst galt der Spruch: "Weil Du arm bist, musst Du früher sterben". Es steht völlig außer Zweifel, daß in dieser Zeit der Arzt nur aufgesucht wurde, wenn es nicht mehr ohne seine Hilfe ging. "Zu mir kummä sie, wann sie dä Kopf unnerm Arm hewwä un moonä dä wä äm Nu widdä druffgebabbd". "Herr Dokdä, ich bin Schdeeg nabgschderzd, ich glaab, mei Knieschisseli isch verschprungä, konn nemmee uff dä Fuss schdeh".
Die korpulente Patientin, die "Abspecken" wollte, und einfach feste Nahrung von ihrem Speisezettel strich, meinte: "Herr Dokdä, sie messä mä helfä, heb zwa schun 12 Pfund abgnummä un s'Gwicht vun dä Briggäwoog längd widdä, awwä morijäts isch mers immä sou aadlich (eigenartig), heb dä Dormel un faschd koon Wegschdeiä meh", sechd dä Dokdä: "zu Doud g'hungert isch a gschdorwä, un än leerä Sack bleibd hald nett schdeh, bei derrä Rosskur mechsch noch dei Herz kaputt".
Auch der kinderreiche und besorgte Famileinvater könnte ihn so um Rat gefragt haben: "Herr Dokdä, achd Schdick hewwä mä wie d' Orgelpfeifä - un noch koi End, wänn'i mei Housä na än dä Bettpfoschdä hengk. ……
Mei Fraa isch's reinschd Machgensel, wie werd des noch ausgeh, was soll i noch machä?" .
Der Arzt wurde in dringenden Fällen nätürlich auch in der Nacht geholt und so geschah es wie so oft, dass lange nach Mitternacht an der Haustüre Sturm gelitten wurde. Der Doktor machte im 2. Stock das Fenster auf und rief nach unten: "Wer isch doo un was isch bassierd? " Als Antwort vernahm er: "Ha, Ha, Ha, Ha", unverständliche Töne in wechselnder Lautstärke. Der Arzt schätzte den Untenstehenden als Betrunkenen ein, schloß verärgert das Fenster und legte sich wieder zu Bett. Sogleich schrillte erneut die Türglocke und beim Öffnen des Fensters hörte der Arzt die gleichen Laute. Ihn packte der Zorn, er ging eilend's die Treppe hinunter, riß die Türe auf und schlug wortlos dem Ruhestörer eine schallende Ohrfeige runter. Der Mann nahm den Doktor überglücklich in die Arme und bedankte sich für schnelle Diagnose und Hilfe. Sein Unterkiefer hatte sich ausgehängt. "Die Gosch hod g'schperrd und allers rumdriggä nix gebatt, awwä sou än gschdudierdä Mann hilfd mid aam krefdichä Schlag".

: Aus E. Barth-Gimbel, Gedichtä - Erinnerungä - G'schichdä

 


 

     

 

 

Biografie des Östringer Künstlers

Emil Waas

  

Emil Waas wird als zweiter von drei Söhnen des Arztes Dr. Franz Waas und seine Ehefrau Angela, geborene Moch, aus Langenbrücken am 27.11.1919 in Östringen geboren. Nach dem Besuch der Grundschule Östringen wechselt er an das Jesuitenkolleg „Stella Matutina“ in Feldkirch.. Mit dem Beginn des Studiums an der Kunstakademie Karlsruhe beginnt auch seine künstlerische Tätigkeit.


 

Schon ein Jahr später wird er zum Militär eingezogen und der Radfahrschwadron zugeteilt, über die er sich mit dem Motto „Wo wir sind, ist hinten“ lustig macht. In den UFA-Filmstudios arbeitet er als Grafiker an den Filmen „Große Freiheit Nr. 7“ und „Münchhausen“ mit. Neben Hans Alberts lernt er viele bekannte Schauspieler und Filmschaffende kennen.

Als Sanitätsoffizier gerät er in russische Kriegsgefangenschaft. Hier entstehen über tausend Miniaturen, die als Reproduktionen im Mittelpunkt der Ausstellung in der Östringer Gustav-Wolf-Galerie stehen. Nach fast fünf Jahren wird er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Im Jahre 1956 heiratet Emil Waas. Ein Jahr später kommt seine einzige Tochter Margit auf die Welt. Am 13.7.1981 stirbt er.

Der gewitzte Grafiker mit dem schnellen Federstrich betreibt eine Werbeagentur in Heidelberg. Er arbeitet für große deutsche Firmen, illustriert Bücher und Zeitschriften, gibt erfolgreiche Bücher auch unter Mitarbeit seiner Tochter wie „Sehr geehrter Herr Firma“, „Spaß im Schilderwald“ und „Es fängt damit an, dass am Ende der Punkt fehlt“ Autobiografische Züge enthält das reich illustrierte Kinderbuch „Der alte Bobbel kocht“, das in über 25 Sprachen übersetzt wurde. (Bac)

Veröffentlichungen unter anderen:

-Es fängt damit an, dass am Ende der Punkt fehlt, dtv, 1973  

-Sehr geehrter Herr Firma, dtv, 1976

-Der alte Bobbel kocht, Kinderbuch

Ausstellungen:

In der Red Door Gallery, Nanyang, Singapur, 2000

In der Gustav Wolf Galerie, Östringen, 2013

Ausstellung "Die Kunst zu Überleben" vom 08. bis 31. Mai 2015 in der Stiftskirche in Neustadt a.d. Weinstraße

Die jüngste Ausstellung findet vom 15.12.2016 bis 15.01.2017
in der Europäischen Kunstakademie Trier statt.


Miniatur "Bäume"

    


Tochter Margit Waas

  


 

     

Gustav Wolf, Schöpfer visionärer Kunst

Gustav Wolf, Maler und Graphiker, geb. 30. 06 1887 in Östringen, gest. 18.12 1947 in Northfield Mass. USA, jüngstes von fünf Kindern des Papierhändlers Sigmund und seiner Ehefrau Henriette (Jette) Wolf, geb. Bernheimer.

Nach Griechisch- und Lateinunterricht beim katholischen Pfarrer Michael Stang besucht er das heutige Schönborn Gymnasium in Bruchsal. Er wohnt  dort bei seiner Schwester Hermine Baer und erhält den ersten Privatunterricht bei der Karlsruher Malerin Emilie Stephan.

In der Kunstgewerbeschule Karlsruhe studiert er Architektur und erhält Unterricht von Hans Thoma. Die ersten Pastellzeichnungen und Gemälde, in denen er seine innere Erlebniswelt ausdrückt, nennt er „Fanatische Ideen“ und „ Wege zum Ideal“. Als sein Vater am 18.4.1906 stirbt, bricht Gustav sein Studium ab, reist nach Italien und Paris und stellt erstmals in München aus. Weitere Reisen führen ihn nach Griechenland, Ägypten und Israel.

Mit seinem Bruder Willy meldet er sich freiwillig zur Luftwaffe. Sein Bruder fällt, er wird schwer verwundet. Nach einem monatelangen Lazarettaufenthalt in Gelsenkirchen unterrichtet er als Kunstlehrer in Schwerin

Im Kunst und Kulturrat für Baden begegnet er Alfed Mombert, die Seelenverwandtschaft wird die beiden Visionäre ein Leben lang in Freundschaft verbinden. Zusammen mit Richard Benz gründen sie in Heidelberg die „Gemeinschaft der Pforte“. Wolf arbeitet für die Majolikamanufaktur in Karlsruhe und nimmt kurzzeitig eine Professur an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe an.

Er entwickelt eine lebhafte Reisetätigkeit nach Spanien und Marokko, nach Kairo, den Niederlanden und nach Südfrankreich.  Für den Stummfilm unter der Regie  von Fritz Lang „Die Frau im Mond“ entwirft er die Ausstattung. 

Noch vor der Machtergreifung Adolf Hitlers kündigt Wolf die Mitgliedschaft in Kunstvereinigungen, da er für sie nur eine Belastung wäre. Nach Aufenthalten am Lago Maggiore und in Rom besucht er ein letztes Mal Griechenland, dann verlässt er am 10.2,1938 über Hamburg seine Heimat. Die Ungarin Leona Steiner, seine ehemalige Schülerin, heiratet der schon Zweiundfünfzigjährige in Manhattan. In der ungeliebten Stadt träumt das Paar vom fernen Europa. Eine Einladung in die Einrichtung für emigrierte Künstler und Intellektuelle in Cummington in Massachussetts befreit sie aus der Stadt. Er arbeitet erneut als Lehrer an der Northfield  Schools of Girls. Das Angebot einer Professorenstelle an der Karlsruher Akademie kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr annehmen. Gustav Wolf wird nach seinem Tod am 18. Dezember 1947 auf dem Hebrew Congregation Cemetry in Grieefild begraben.

Quelle. M. Heitz/B. Röcker (Hrsg.) Jüdische Persönlichkeiten im Kraichgau, Verlag Regionalkultur 2013